Ostfrieslands romanische Kirchen und ihre Dachwerke
Die Kulturlandschaft der ostfriesischen Halbinsel zeichnet sich durch eine Vielzahl beeindruckender hoch-u. spätmittelalterlicher Dorfkirchen aus - vor allem in den reichen Marschengebieten mit einer ungewöhnlich hoher Dichte.
Während die Kirchen überwiegend aus Backsteinen, zuweilen auch aus importierten Tuffsteinen errichtet wurden, stellen die Granitquaderkirchen östlich der Harlebucht mit ihrem monumentalen Erscheinungsbild noch einmal eine Besonderheit dar. Die Saalkirchen besitzen überwiegend Balkendecken, seltener Einwölbungen. Im 12./13. Jahrhundert wurden die hölzernen Vorgängerbauten durch die heute noch existierenden Massivbauten ersetzt – Zeichen allgemein gewordener Frömmigkeit und stabiler kirchlicher Organisation, zugleich aber auch Zeichen gemeindlichen Selbstbewusstseins, demonstrativen Repräsentationswillens und wirtschaftlicher Potenz. Um die Bedeutung dieses Schatzes angemessen beurteilen und vermitteln zu können, muss man ihre Baugeschichte kennen. Was schmerzlich fehlt - und was durch stilkritische Vergleiche oder anhand vereinzelter archivalischer Nachrichten über Weihe-oder andere Daten auch kaum erhalten ist - ist die Kenntnis genauer Datierungen. Abhilfe verspricht eine systematische dendrochronologische Untersuchung von Bauhölzern, vor allem der Dachwerke, die doch wenigstens den Abschluss von (Roh-)Baumaßnahmen, ggf. auch von (sonst kaum nachweisbaren) Reparaturen und Umbauten jahrgenau datieren können.
Interessante und ermutigende Ergebnisse im Vorfeld waren Anlass, weitere Untersuchungen ins Auge zu fassen. Mit finanzieller Unterstützung des Marschenrats,
der Gerd-Möller-Stiftung, Wilhelmshaven und des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege, Hannover konnten in den Jahre 2010 bis 2011 etwa 50 Dachwerke erfasst und beprobt werden. Erste Zwischenergebnisse sind in der Ausgabe 48, Seite 9-17 der Marschenratnachrichten Ende 2011 erschienen. Eine PDF-Version kann heruntergeladen werden. Die Forschungsarbeit fand 2012 bis 2014 eine Fortsetzunng.
Text: Volker Gläntzer, Erhard Preßler. Fotos und Zeichnung: Erhard Preßler