Kernringe, Splintringe, Waldkante (WK)

In Mitteleuropa überwiegen vier Baumarten in der Verwendung als Bauholz: Eiche, Fichte, Tanne und Kiefer. Zwei davon zeigen in ihren Strukturen dunkle Kern-und hellere Splintholzanteile. Das trifft auf Eiche und Kiefer zu. Bei Fichte und Tanne dagegen ist der Spintholzanteil vom Kernholzanteil nicht zu unterscheiden.

Jahrgenau datieren lassen sich Hölzer nur dann, wenn die Probe vollständig erhalten ist, d. h. bis zum Übergang von Splintholz zur Rinde der sog. Waldkante (WK). In Einzelfällen lässt sich sogar die Jahreszeit ermitteln, in der die Hölzer gefällt wurden. Zwar kann man in der Regel davon ausgehen, dass Winterfällung zu allen Zeiten angestrebt wurde, aber Ausnahmen sind nachweisbar und nicht so selten, wie heute oft angenommen wird. Bei einer regulären Winterfällung ist der letzte Jahrring vollständig ausgebildet und endet mit dem dichten Spätholz. Fehlt die Waldkante, und sind Teile des Splintholzes nicht mehr vorhanden, kann das mögliche Fälljahr nur abgeschätzt werden. Dabei hilft die sog. Splintstatistik. Hieraus kann abgeleitet werden, dass die durchschnittliche Anzahl an Splintholzringen, z.B. der Eiche, bei etwa 15 bis 25 liegt. Extreme sind selten, kommen aber vor. Andere Holzarten zeigen ein anderes Verhalten von Splint-und Kernholzanteil. So z. B. die Kiefer mit durchschnittlich 40 - 60 Jahrringen Splint bei einer beachtlichen Schwankungsbreite. In der Regel wird daher der fehlende Splintholzanteil rechnerisch ergänzt. Bei Eiche lautet die Ergänzung: Letzter erhaltener Kernring +20. Da es sich nur um eine Schätzung handelt, wird das rechnerisch bestimmte Fälljahr durch ein Intervall ergänzt. Die vollständige Angabe lautet dann: Fälljahr ± 6.

Deutlich erkennbar die Splintholzanteile bei Eiche und Kiefer. Buche und Erle differenzieren Splint-und Kernholzanteile genauso wie Fichte und Tanne nicht.

Bei Kiefern versagt diese Aussage aufgrund der großen Varianz des möglichen Jahrringumfangs. Hier werden Datierungsangaben, die bei fehlkantigen Hölzern vorgenommen werden, mit der Formulierung ausgewiesen: "um/nach ", wobei das ausgewiesene Datum auf den letzten erhaltenen Jahrring Bezug nimmt. Bei Fichte und Tanne sind Kern und Splint überhaupt nicht zu unterscheiden. Hier besteht bei der Forderung des Bauforschers nach jahrgenauer Datierung die Notwendigkeit des vollständigen Erhalts der Probe bis zur Waldkante. 

Während die Baumarten Eiche, Fichte, Tanne für jedes Jahr einen Jahrring ausbilden, kann es bei der Kiefer auch zu Ausfällen kommen. Eine Probe ist dann nicht mehr zu datieren. Es sei denn, dass im Jahrringkalender der Kiefer einer Region dieser Ausfall bekannt ist und in anderen Proben bereits nachgewiesen werden konnte.

Eichenprobe mit Waldkante. Bei genauer Betrachtung bildet sich links am Rand bereits der neue Jahrring aus. Die Probe lässt eine Aussage über einen recht genauen Einschlagzeitpunkt zu. Er lag zu Beginn der Vegetationsperiode im April/Mai.