Die Methode

Dendrochronologie als naturwissenschaftliche Methode der Datierung von Hölzern macht sich die Tatsache zunutze, dass Bäume Jahrringe bilden, die von Jahr zu Jahr mehr oder minder stark ausgeprägt sind. Die Abfolge enthält so die ökologische Bilanz eines ganzen Baumlebens. Individuelle, standörtlich bedingte Faktoren als auch überregionale klimatologische Einflüsse schlagen sich im Zuwachs nieder. Unter guten Bedingungen bildet sich ein breiter, unter ungünstigen ein schmaler Jahrring. So entsteht ein unverwechselbarer "Fingerabdruck" für jedes Baumindividuum.
Im Vergleich mehrerer Individualchronologien überwiegen jedoch die überregionalen Einflüsse. Bei der Mehrzahl der Bäume findet sich daher ein mehr oder minder stark ausgeprägtes, charakteristisches und wiederkehrendes Muster.
Bereits im 16. Jahrhundert entdeckte Leonardo da Vinci diese Zusammenhänge.

Ausschnitt einer Baumscheibe, Eiche (Quercus robur o. pretraea). Herkunft Spessart. Fälljahr 2004.

Als erster entwickelte der Amerikaner A. E. Douglass Ende des 19. Jahrh. das Verfahren der Dendrochronologie.
In Deutschland griff der Forstbotaniker Bruno Huber in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts die Methode auf. Aus dieser Arbeit entstanden die ersten Jahrring-Chronologien für das Gebiet Süddeutschlands.   

Die Datierung eines Holzes setzt die Existenz einer bereits datierten Probe aus der Region bzw. dem selben Klimabezirk voraus. Da Einzelproben ein noch zu stark ausgeprägtes Individualwachstum zeigen, ist mit ihnen ein Datierungsversuch wenig sinnvoll. Zwar kann eine Datierung mit einer einzelnen Vergleichsprobe gelingen, doch erst die aus einer Vielzahl von Proben zusammengesetzte Jahrring-Chronologie - eine auf arithmetischen Mittelwerten basierende Regionalkurve - bietet eine von Individualeinflüssen befreite Zeitreihe. Mit deren Hilfe sind nun Datierungen möglich und sinnvoll und führen überwiegend zum Datierungserfolg.