Das Datierungsverfahren

Das Datierungsverfahren der Dendrochronologie beruht auf der Tatsache, dass in einer Vegetationsperiode je nach standörtlichen Einflüssen ein unterschiedliches Dickenwachstum an Bäumen zu beobachten ist. Die unterschiedlichen Jahrringbreiten sind teils mit dem bloßen Auge zu erkennen. Zu den wesentlichen Einflussfaktoren gehört das Klima. Der Wechsel von breiten und engen Jahrringfolgen ergibt häufig ein charakteristisches Muster und grafisch umgesetzt, einen Kurvenverlauf mit größeren und kleineren Ausschlägen in einer hauptsächlich durch klimatische Bedingungen beeinflussten Abfolge.

Werden nun zeitgleiche Jahrringkurven von Bäumen unterschiedlicher Standorte innerhalb einer klimatisch zusammenhängenden Region gemittelt, erhält man einen Kurvenverlauf, in dem die überörtlichen Einflüsse stärker hervortreten und die örtlichen bzw. individuellen unterdrückt werden. Der Anfang einer Mittelwertkurve als notwendiges Vergleichsmaterial ist damit gemacht. Untersuchungen durch Professor Dieter Eckstein "Dendrochronologische Datierungen in Kirchendachwerken der Hellwegzone und Untersuchungen zur Datierbarkeit von weit- und engringigem Holz" in Westfälische Zeitschrift, Band 141/91 haben gezeigt, dass bereits bei einer Belegdichte von 8 Proben das charakteristische Muster einer Region ausgeprägt sein kann. Eine der in den 70er Jahren des 20. Jh. generierte Mittelwertkurven - die Weserbergland- Eichenchronologie (WB) - setzt sich aus 519 Einzelproben für einen Zeitraum von 1004 bis 1970 zusammen, allerdings mit einer unterschiedlichen Belegdichte. In der Zwischenzeit sind sog. Jahrringkalender entstanden, die eine lückenlose Zeitreihe von über 10.000 Jahren umfassen.

Erst mit der Existenz derartiger Mittelwertkurven ist eine Datierung möglich. Seit den 60er Jahren des 20. Jh. wurde ein immer dichteres Netz von Standardchronologien in Mitteleuropa geschaffen, so dass bei ausreichender Probenanzahl ein Datierungserfolg für diesen Raum gewährleistet sein sollte. Dennoch gibt es Regionen, die wegen unterschiedlicher Gründe Problemzonen aus dendrochronologischer Sicht bilden. Auf der Seite Probenqualität wurden die Gründe für den norddeutschen Küstenraum und die Niederlande bereits angeführt.

Leeuwarden/Niederlande: Die Bäume der Pfahlgründung dieser Brücke stammt aus Skandinavien und ergaben das Datum um oder kurz nach 1590(d). Foto: Frank van der Waard, Groningen